Vor einiger Zeit durfen wir die bekannten Architekten Thiersch portraitieren.
Die Aufgabe bestand darin für die Eingangshalle des Palazzo Tegernsee die Büsten
der weltbekannten Architekenbrüder nach Zeichnungen zu fertigen.
Kurzporträt der Architekten August Thiersch und Friedrich von Thiersch
Die Bildhauerin Andrea Wenzel hat in Ihrem Atelier in München von August Thiersch und Friedrich von Thiersch je ein Porträt aus Stein gefertigt. Wer waren die beiden berühmten Persönlichkeiten, die heute kaum jemand mehr zu kennen scheint? Wir möchten Ihnen August Thiersch und seinen Bruder Friedrich von Thiersch etwas näher vorstellen!
August Thiersch
Der deutsche Architekt (Architekturprofessor und Hochschullehrer) August Thiersch wurde im November 1843 in Marburg an der Lahn geboren und verstarb im Januar 1917 in München. Hauptsächlich befasste sich August Thiersch mit Architektur und Baugeschichte. Er war Schüler des Münchner Architekten und Baumeisters Gottfried von Neureuther, dem er später assistierte.
Von 1866 bis 1868 war er beim Eisenbahnbau in Mittelfranken beschäftigt. August Thiersch war überdies am Brückenbau der Braunauer Eisenbahn-Linie (am Inn-Sigmaringen, im damaligen Fürstentum Hohenzollern-Sigmaringen gelegen) beteiligt. Von 1869 bis 1908 lehrte der Sohn des Philologen und Theologen Heinrich Wilhelm Josias Thiersch an der Technischen Hochschule in München, wo er ab dem Jahr 1875 zudem als Professor für Baugeschichte und Bauformenlehre tätig war.
Nach seinen Plänen entstanden zahlreiche Kirchenbauten, wie:
die katholische Pfarrkirche St. Ursula in München
die evangelische Kirche in Berchtesgaden
die katholische Pfarrkirche in Ebersberg
die evangelische Kirche als auch das Pfarrhaus in Eichstätt
die Kirche in Augsburg
Doch nicht nur Gotteshäuser trugen die Handschrift des Architekten und Hochschullehrers August Thiersch. Nach seinen Entwürfen entstand ebenfalls das Rathaus in Schliersee als auch die Transformatorenstationen in Sonthofen und die Kammerer-Brücke in Traunstein, die im Jahre 1910 – 7 Jahre vor seinem Tod entstand.
Gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder Friedrich von Thiersch machte sich August Thiersch an die Entwürfe der am Tegernsee gelegenen Villa des serbischen Fürsten Theodorowitsch. Die sogenannte „Serbenvilla“ wurde anno 1874 im Stil eines italienischen Palazzo der Renaissance nach den Entwürfen von August Thiersch errichtet. Sie ist das einzige Architektenwerk, an dem die Brüder gemeinsam beteiligt waren. Wobei der Jüngere der Brüder hauptsächlich seine Ideen zur Gestaltung und Ausschmückung des ehemaligen Festsaals der fürstlichen Villa am Tegernsee mit einbrachte, der im zweiten Obergeschoss gelegen ist.
Friedrich von Thiersch
Der kleine Bruder von August Thiersch wurde als Friedrich Maximilian Thiersch im April 1852 in Marburg an der Lahn geborgen und verstarb im Dezember 1921 in München. Friedrich Thiersch, 1897 zum Ritter von Thiersch geschlagen (ernannt), war ein deutscher Architekt und Maler, der den Späthistorismus in der Gründerzeit prägte und gleichwohl ein wichtiger Vertreter der Wilhelmischen Ära war. Professor Friedrich Ritter von Thiersch erlangte wesentlich mehr Berühmtheit als sein älterer Bruder August.
Er studierte nach seinem Schulabschluss in der Zeit von 1868 bis 1873 an der Technischen Hochschule Stuttgart Architektur und arbeitete danach in einem anerkannten Architekturbüro (von Karl Jonas Mylius und Alfred Friedrich Bluntschli) in Frankfurt. Aufgrund interner Auseinandersetzungen schlug Friedrich Maximilian eigene Wege ein und machte sich selbstständig.
Von den zahlreichen Bildungsreisen durch ganz Europa konnte der Enkel des Philologen Friedrich Thiersch (dem er wohl seinen zweiten Namen zu verdanken hat) in jeglicher Hinsicht profitieren. Eine seiner Reisen führte den damals sehr jungen und zu dieser Zeit noch unbekannten Architekten 1878 nach Griechenland. Während der gesamten Bildungsreisezeit eignete sich von Thiersch baugeschichtliches als auch architektonisches Wissen an.
Nachdem Friedrich von Thiersch seine Habilitation in Deutschland abgelegt hatte, trat er als Professor an der Königlich Technischen Hochschule in München seinen Dienst an. Schnell machte sich der kleine Bruder von August Thiersch einen Namen als Architekt und als Experte für den sogenannten Kuppelbau.
Einige der bedeutsamsten Bauwerke, die Friedrich von Thiersch zu verdanken sind:
der Justizpalast in München
die Corneliusbrücke, die Maximiliansbrücke als auch die Reichenbachbrücke in München
die evangelische Garnisonskirche in Ludwigsburg
das Reinemann Wohnhaus in München
und viele weitere imposante Bauwerke …
Den Brüdern Thiersch, die Großartiges für die Nachwelt geschaffen haben, gebührt unserer Meinung Ehre und Anerkennung. Mit den beiden Büsten aus Stein setzen die Bauherren und die Münchener Bildhauerin Andrea Wenzel den berühmten Architekten ein Denkmal, damit auch sie unvergessen bleiben!